Fasziniert vom Element Wasser
Bericht im Gemeindeblatt Nettersheim Ausgabe 14, 13. Juli 2007
Stimmungsvolle Eröffnung der
Nettersheimer Wassertage
Staunend schauten die Gäste bei der
Eröffnung der Wassertage auf die Bilder
von Claudia Gördes-Minister. Die
Fotografin aus Pesch hatte monatelang
mit der Kamera dem Wasser nachgespürt
und seine Formen, Farben und Strukturen
eingefangen.
„Wasser ist prägend für die Gemeinde
Nettersheim“, betonte Bürgermeister
Wilfried Pracht in seiner Begrüßung im
Foyer des Holzkompetenzzentrums.
„Vor 380 Millionen Jahren befand sich hier
die Eifeler Meeresstraße“. Auch die Römer
wussten das Nettersheimer Wasser zu
schätzen. Unser heutiges Trinkwasser
bezieht die Gemeinde u.a. aus einem
großen unterirdischen See, der bis zur
Kakushöhle reicht.
Pracht lobte das Engagement von Dr.
Anne Katharina Zschocke aus Tondorf,
die die Wassertage initiiert und „mit viel
Herzblut“ vorbereitet habe.
Frau Dr. Zschocke rief in ihrer Einführung die Eigenschaften des Wassers ins Bewusstsein. Es
sei international und friedenstiftend, da es alle Menschen
miteinander verbindet, aber auch
politisch, denn es sei ein Element der
Freiheit.
Nur wenn es ungestört fließen kann,
bleibe es sauber und gesund. Weil es um
die ganze Erde fließt, kehre es überallhin
zurück. Daher sei jeder von uns auch
verantwortlich für alles Wasser, das er
oder sie verwende. Am Wasser, seinem
zuviel oder zuwenig, seiner Qualität und
Energie, am Meeresspiegel und an
gefrorenem oder geschmolzenem
Polareis entscheide sich auch unsere
Zukunft.
Nach dieser gelungenen Einführung las
Willi Hermanns aus Zingsheim, also ein
Einwohner Nettersheims, aus seinen
Gedichten. Er ließ die über 60
interessierten Zuhörer und Besucher der
Eröffnung der Nettersheimer Wassertage
an seinen teils bereits veröffentlichten,
teils unveröffentlichten Werken
teilhaben. Alle Gedichte drehten sich
natürlich um das Thema Wasser, auch in
seinem aktuellen Roman „Der
Außenseiter" (2006 erschienen) fand
sich eine passende Passage.
Hermanns, im Rahmen der 2. Literat(o)ur Nettersheim zunächst von der Gemeindebücherei
angesprochen, ob er Interesse an einer Zusammenarbeit hinsichtlich einer
Literaturveranstaltung habe, schlug somit gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Er bereicherte
durch seine mal fröhlichen, mal nachdenklichen, mal kritischen Werke die Nettersheimer
Wassertage in Kooperation mit dem Literaturhaus Nettersheim und der 2. Literat(o)ur.
Wie gut Wasser mundet, konnten alle Gäste am frischen Quellwasser schmecken, das zum
Empfang serviert wurde. Viererlei Quellen standen zur Auswahl und noch das ganze
Wochenende lang fanden sich Besucher vor dem Wassertisch und diskutierten über
Unterschiede in Qualität und Geschmack der Wässer.
Am Samstagvormittag führte Rainer Breinig in die Trinkwasserversorgung der Gemeinde ein.
In der Landschaft zwischen Pesch und Dreimühlen erklärte er, wie wichtig eine
bodenfreundliche Landwirtschaft für die Wassergewinnung ist. Gülle, die auf einem Maisfeld
von einem Regenschauer erwischt wird, könne sonst binnen weniger Stunden in der
Trinkwasserquelle anlangen. Viel Mühe gibt sich daher der Wasserbeschaffungsverband mit
dem Dialog mit Landwirten.
Wilfried Claesgens, Ingenieur aus Gemünd, erschloß
danach die Wasseraufbereitungsanlage am
Hermesberg. Mit computergesteuerter Logistik
werden die Wässer verschiedener Quellen, deren
eine bereits von den Römern genutzt wurde, in
große Becken gefasst, dann über Rohrsysteme in
den Filter geleitet und von dort mit Hilfe von
Saugpumpen in die Sammelbehälter der
Gemeinden weitergeführt. Die vor kurzem erst
eingebaute Filteranlage ist eine der modernsten
Deutschlands. Zehntausendmal feiner als in einem
Kaffeefilter werden sämtliche Schwebstoffe aus
dem Trinkwasser entfernt, auch sämtliche Keime.
Großes Interesse fand das Seminar über Wasser am
Samstagnachmittag. Dr. Anne Katharina Zschocke
und Adolf Daenecke stellten die Besonderheiten des Elementes Wasser vor. Staunend
standen die Teilnehmer vor einem mannshohen Wirbel, sahen, dass fließendes Wasser
Funken sprühen kann und warum ein Bach in Kurven fließt. Ein Film zeigte, wie ein einzelner
Tropfen pulsiert und wirbelt, wenn er in Schwingung versetzt wird, und es wurde deutlich,
was Wasser für die Gesundheit einer lebendigen Zelle, von Pflanze, Tier und Mensch
bedeutet.
Am Sonntag schenkte der Himmel strahlenden Sonnenschein für die Wanderung zur
Quellfassung der Römischen Wasserleitung. Verschiedene Wellen- und Wirbelformen,
Strömungen und Fließeigenschaften, sowie die Landschaftsgestaltung des Wassers konnten
unterwegs in der Urft beobachtet werden. Rutengänger Joachim Lang aus Kall-Roder zeigte
den Teilnehmern, wie sich die Kräfte des Wasser unsichtbar in der Landschaft ausbreiten. Er
machte auf Bäume aufmerksam, die über Tiefenwasser wachsen und konnte am Grünen
Pütz anschaulich machen, warum die Römer genau hier ihre Quellfassung anlegten. Wer
wollte, lernte selber mit der Rute umzugehen und manche/r Teilnehmer/in staunte über
bislang unentdeckte Fähigkeiten.
Am Ende des Wochenendes waren sich Alle einig, dass Wasser viel mehr bietet, als man so
denkt, und dass es noch viel mehr darüber zu entdecken gibt. Dazu laden die weiteren
Termine der Wassertage ein.
An dieser Stelle sei allen Beteiligten, allen Helfern und guten Wassergeistern ganz herzlich
gedankt.